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Kathmandu - Leh & Heimkehr

 

Juni 2003
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Juli 2003
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17.06.03 - Tag 222
Etappe 96: Etappe: Kathmandu - Butwal (ca. 30 km)
Schitt: ??
Höhenmeter: 15
Wetter: heiß

Die Busstation zu finden ist noch nicht so sehr das Problem, wie dann die richtige Schlange um unsere Fahrkarten zu kaufen. Dummerweise vertrauen wir unser Geld einem Nepali an, um uns die Karten zu kaufen. Dieser taucht nicht wieder auf. Dann müssen wir unsere Fahrräder auf das Dach vom Bus bekommen. Nach einiger Arbeit haben wir auch das geschafft. Dann geht's über genau die selbe Straße wieder zurück, über die wir gekommen sind. Es ist schon recht spät, deswegen sind wir bis in die Nacht hinein unterwegs. Das letzte Stück fahre ich auf dem Dach mit, zusammen mit einem Nepali, der mir in gebrochenem Englisch seine Sorgen darlegt. Das Hotel, das wir schließlich nehmen, ist deutlich schlechter als die Residenz, die wir letztes Mal in Butwal hatten. Aber diesmal geht's Peter ja auch besser und es ist nur für eine Nacht.
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18. - 19.06.03 - Tag 223-224
Butwal - Delhi
Wetter: heiß

Christian hat heute Geburtstag, deswegen leiste ich mir mal ein Telefongespräch nach Deutschland. Er ist ganz schön baff. Es ist mal wieder Busstreik. Deswegen kommen wir nicht wieder über die Straße zurück, über die wir gekommen sind. Da wir nicht wissen, wie lang das noch dauern wird, entschließen wir uns, die dreißig km bis zur indischen Grenze zu fahren und von dort aus einen Bus nach Delhi zu nehmen. Gut dass es nicht mehr als die dreißig km waren, denn am Ende der Strecke ist Peter von der Hitze schon wieder ziemlich angeschlagen. An der Grenze bin ich mal wieder mit feilschen beschäftigt. In Nepal kann man nämlich auch mit indischen Rupee bezahlen, da der Kurs auf 1,6 festgesetzt ist. In den Geschäften nie ein Problem, aber beim Wechseln wollen sie Kommission. Wir hätten einfach immer die Rupien aufheben sollen, die wir als Wechselgeld bekommen haben. Was soll's, letztendlich sind's ja doch nur ein paar Pfennige.
Da wir nicht so sicher sind, ob unser Visum jetzt tatsächlich multiple entry ist, verlasse ich zuerst Nepal. Falls ich nicht nach Indien hineinkommen sollte, müssten wir nur einmal dreißig Dollar für ein neues nepalesisches Visum ausgeben. Aber alles läuft glatt. Dann muss ich durch den Zoll. Als ich gefragt werde, ob ich irgendwas anzumelden habe, bin ich noch versucht zu fragen, ob man Haschisch anmelden muss, einfach nur, dass wir wenigstens einmal durchsucht werden. Gerade noch rechtzeitig fällt mir ein, dass Peter in Kathmandu ein paar Gramm geschenkt bekommen hat. Er hat bestimmt vergessen das wegzuschmeißen. Also halt ich lieber meinen Mund. Nachdem ich die Einwanderungsbehörden durchlaufen habe, gehe ich soweit wie möglich zurück und winke Peter rüber.
In Sunauli finden wir problemlos einen Bus und auch der angebotene Fahrpreis wirkt ok. Nur Wasser wollen sie uns völlig überteuert verkaufen, weil sie auf die Nepali Rupee als mrp hinweisen. Außerdem sind die Siegel schon aufgebrochen. Wir brauchen trotzdem was zu trinken. Dann geht's los. Immer wieder Pausen mal länger, mal kürzer, 24h Busfahrt nach Delhi. Der Bus ist unbequem und ungefedert, schlafen unmöglich. Als wir nachts durch eine Großstadt fahren, sieht man massig Leute am Straßenrand schlafen.
Als wir endlich in Delhi ankommen, sind wir wie gerädert. Außerdem sind wir sehr weit vom Touristenviertel entfernt, wo wir uns ein Hotel nehmen wollen. Das ist schlecht, nach den Horrorgeschichten, die wir über den Verkehr in Delhi gehört haben. Aber wir müssen feststellen, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist, zumindest nicht auf den Straßen, auf denen wir uns bewegt haben. Nachdem wir das Touristenviertel erreicht haben, finden wir ein Hotel, dass, mal wieder etwas teuerer ist, als wir es eigentlich wollen, weil wir uns etwas Luxus gönnen. Es gibt sogar einen Fernseher auf dem Zimmer. Außerdem drei Ventilatoren und ein Gebläse. In einem Zimmer von vielleicht sieben Quadratmeter! Den Rest des Abends verbringen wir vor dem Fernseher. Das lohnt sich richtig, weil sie einen Kanal haben, auf dem fast nur neue Hollywoodproduktionen auf Englisch laufen.
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20. - 23.06.03 - Tag 225-228
Neu-Delhi
Wetter: heiß

Eigentlich wollen wir mit dem Zug nach Chandigarh weiterfahren, weil wir einfach auch mal das Erlebnis einer Zugfahrt in Indien haben möchten. Leider sind die Züge komplett ausgebucht, außer der ersten Klasse, weil auch alle Inder, die es sich irgendwie leisten können zu dieser Jahreszeit nach Norden in die Berge fahren. Also wieder mit dem Bus. Die Tage ziehen sich ziemlich, weil es einfach verdammt heiß ist. Schlimm sind vor allem die Stromausfälle, wenn die Ventilatoren im Zimmer nicht mehr laufen. Wir finden ein Restaurant mit Klimaanlage, das wird unsere Stammkneipe, auch wenn sie nicht unbedingt billig ist. Außerdem schicken wir überflüssiges Gepäck nach Hause, die paar Souvenirs die sich bis jetzt angehäuft haben, unsere Wintersachen, Bücher, Fahrradkleidung, die ich hier nicht anziehe, weil man sich damit nur lächerlich macht, unser Solarpaneel, usw. Insgesamt schicken wir fast fünfzig Kilo nach Hause! Unglaublich, was wir alles mitgeschleppt haben.
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23.06.03 Abends - Tag 228
Neu-Delhi
Wetter: heiß

Mit dem Bus geht es von Neudelhi nach Chandigarh. Beim verladen haben wir ein bisschen Probleme, weil wir fragen wollen, was die Fahrräder extra kosten. Da sich nie erkennen lässt, wer zuständig ist, fragen wir einen, der dort rumlungert. Als wir endlich einen Preis ausgehandelt haben, hilft er uns, sie auf den Bus zu verladen. Dann will er Geld. Seiner Meinung nach hatten wir einen Preis für die Verladehilfe ausgemacht. Wir sind anderer Meinung und geben ihm nur ein bisschen Trinkgeld. Irgendwann hält ihn uns dann die Polizei vom Leib und wir fahren ab. Die Fahrt ist gemütlicher, weil die Straße deutlich besser ist. Früh morgens sind wir dann am Busbahnhof in Chandigarh.
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24.06.03 - Tag 229
Etappe 97: Chandigarh - ? (47,64 km)
Schitt: 14,1 km/h
Höhenmeter: 974
Wetter: heiß

Wir warten noch, weil wir ein paar Travellers Cheques eintauschen wollen. Als endlich ein paar Banken aufmachen, wird das für Peter zur Odyssee. Während ich die Räder bewache, wird Peter von einer Filiale zur nächsten geschickt. Fast wie im Irrenhaus in "Asterix erobert Rom". Aber schließlich klappt es doch. Noch in der Stadt hat Peter dann einen Platten. Der wird geflickt, dann geht's weiter. Lang hält die Luft nicht, wir stellen fest, dass das Ventil kaputt ist, also wird es ausgetauscht. Extrem unangenehm, dass wir um diese Zeit so stark aufgehalten werden, jetzt ist es von der Temperatur her wenigstens noch erträglich.
Nach ca. zwei Stunden erreichen wir die Berge. Jetzt geht es nur noch langsam voran, auch weil es Peter durch die Hitze immer dreckiger geht. Nachmittags muss er sich dann sogar übergeben, obwohl er den ganzen Tag fast nichts gegessen hat. Dabei verknackst er sich dann auch noch den Fuß. Also suchen wir nur noch einen Campingplatz, der ein diesmal in unfertigen, aber schon bewohnten Haus besteht.
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25.06.03 - Tag 230
Etappe 98: ? - Shimla (68,43 km)
Schitt: 11,6 km/h
Höhenmeter: 1273
Wetter: etwas weniger heiß

Es geht durch faszinierende Berglandschaft immer weiter bergan. Begleitet werden wir von einer Eisenbahnlinie im Miniaturformat, hin und wieder fährt ein Zug vorbei. Wir kommen nur langsam voran, aber eilig ist es auch nicht, Shimla werden wir problemlos erreichen. Gegen drei erreichen wir die Stadt.
Der Verkehr ist erschlagend: Was hier los ist! Also geht die übliche Suche nach einem Hotel los. Schon am Eingang der Stadt sind wir von Touts empfangen worden, die uns alle zu ihrem Hotel lotsen wollen, aber wenn man die Dienste solcher Leute annimmt, dann zahlt man nur auch noch ihren Lohn mit beim Hotel. Also ignorieren wir sie, verscheuchen lassen sie sich ja nicht, und machen uns auf die Suche.
Als wir bei ca. zehn Hotels angefragt haben, und keiner mehr ein Zimmer frei hatte, entschließen wir uns, doch die Dienste der Werber in Anspruch zu nehmen. Also passt Peter auf die Fahrräder auf und ich trotte einem nach, der mich zu verschiedenen Hotels führt. Aber er weiß auch nicht, welche noch Zimmer frei haben. Bei den ersten drei sind wir wieder erfolglos, das nächste hat dann ein Zimmer für umgerechnet ca. 20 Euro, dass noch dazu nicht sonderlich toll aussieht. Schließlich führen sie mich doch noch zu einem Hotel, dass dann sogar mehrere Zimmer frei hat, zu überhöhten, aber noch erträglichen Preisen. Mit dem Argument, dass ich heute Geburtstag habe, kann ich sogar noch einen kleinen Preisnachlass herausschlagen. Nie wieder Shimla in der Hauptsaison! Abends gönne ich mir noch ein paar Schokoriegel zum Geburtstag.
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26.06.03 - Tag 231
Shimla
Wetter: sonnig

Einen großen Teil des Vormittags verbringen wir mit Fernsehen. Dann begeben wir uns endlich in die Stadt, um ein bisschen Sightseeing zu machen. Außerdem müssen wir TCs wechseln. Shimla liegt direkt auf einem Kamm in etwa 2200m Höhe. Das macht die Temperaturen angenehm und die Touristen viel. Es wurde schon von den Engländern als Sommerquartier geschätzt und dementsprechend angelsächsisch sieht alles aus. Fachwerkhäuser, breite Straßen, und sogar eine große Kirche prägen die Altstadt. Man fühlt sich wie in Europa, nur zu viele Kinder und Inder. Karte finden wir leider keine, um die Weiterfahrt etwas genauer planen zu können. Wir werden mit unserer zurechtkommen müssen. Als wir uns um die TCs kümmern wollen, haben leider schon alle Banken zu, deswegen können wir kein Geld wechseln. Jetzt müssen wir doch noch morgen da bleiben.
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27.06.03 - Tag 232
Shimla
Wetter: leicht bewölkt

Die Altstadt von Shimla ist englisch geprägt, aber sobald man sie verlässt, ist man wieder in Indien. Enge Gassen, mit basarähnlichen Märkten und ein Gedränge und Gewühl. Auch hier haben wir Probleme unsere TCs loszuwerden. Als sich endlich die richtige Bank findet, stehen wir noch mal eine Weile an. Hier finden wir heraus, warum indisches Geld immer so zerfetzt aussieht. In den Banken sind die Geldbündel nicht nur mit einer Banderole zusammengehalten, sondern sie werden zusätzlich auch noch getackert, wohl dass die Angestellten kein Geld stehlen können. Der Wachmann wirkt wie ein Anachronismus: selbst schon uralt, wurde er an Jahren wohl nur von seinem Gewehr übertroffen, einer riesige zweiläufige Schrotflinte über seiner Schulter, und über der anderen ein Patronengürtel. Ich freue mich schon darauf, wieder aus Shimla herauszukommen, hier ist mir alles irgendwie zuwider.
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28.06.03 - Tag 233
Etappe 99: Shimla - ? (77,37 km)
Schitt: 13,9 km/h
Höhenmeter: 1018
Wetter: im Tal heiß, oben angenehm

Wieder unterwegs. Nach kurzem Bergaufstück geht es wieder bergab. Sehr weit. Wir kommen an einem Golfkurs vorbei und Peter erkundigt sich nach den Preisen. Wir diskutieren die Möglichkeit einer Investition in ein Grundstück hier oben. Nachdem Shimla so überfüllt ist und die Inder doch langsam reicher werden, müssen sie sich ja bald ins Hinterland ausdehnen.
Unten in Tatapani gibt es schwefelhaltige heiße Quellen, sagt ja schon der Name... Dort machen wir Mittag um die hier unten wieder unerträgliche Hitze auszusitzen. Es gibt sogar ein pseudoitalienisches Restaurant. Wir bestellen uns zweimal Lasagne. Das Ergebnis sieht Calzione zwar eher ähnlich, aber es schmeckt nicht schlecht.
Abfahrt
Straße hinunter nach Tatapani

Dann geht es wieder bergauf. Sehr lange. Von 800m zurück auf über 2000m. So sind wir den Nachmittag beschäftigt, durch mal wieder atemberaubende Berglandschaft zu schleichen. Zum Glück haben wir uns in Delhi der 50 extra kg entledigt. Und es wird ja noch höher werden...
Als es Abend wird, befinden wir uns immer noch im Anstieg. Rechts steil bergauf, links steil bergab. Dazwischen nur die Straße. Es findet sich einfach kein geeigneter Zeltplatz. Als wir in die Nähe der Passhöhe kommen, erreichen wir ein Dorf. Dort unterhalten wir uns ein wenig mit einem Ladenbesitzer und nach einer Weile bietet er uns an, auf einer Wiese in der Nähe seines Hauses zu campen.
Felsmalerei nach Shimla
Felsmalerei nach Shimla

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29.06.03 - Tag 234
Etappe 100: ? - ? (66,83 km)
Schitt: 10,9 km/h
Höhenmeter: 1568
Wetter: Schauer

Wir waren doch noch nicht so kurz vor dem Pass. Am nächsten Morgen geht es weiter bergan. Mir geht es nicht so gut, ich fühle mich schwach und wir müssen deswegen immer wieder anhalten. Dann kommt auch noch ein Platten dazu. Und es beginnt zu regnen. In einem nicht genutzten Laden können wir uns unterstellen und den Reifen flicken. Dann warten wir noch ab, bis es wieder zu regnen aufgehört hat, und es geht weiter.
Bald erreichen wir die Passhöhe. Die Aussicht ist fantastisch. So weit das Auge reicht, ziehen sich Bergkämme kreuz und quer durch eine Wolkendecke, die den Blick ins Tal verschließt. Und weit im Norden schließen sich schnebedeckte Kuppen an. Auf der selben Höhe geht es eine ganze Weile weiter. Wir sehen hier sogar wieder Fahrräder, was seit Chandigarh nicht mehr der Fall war, weil es ohne Schaltung einfach viel zu bergig war. Nach einer längeren Abfahrt machen wir im Tal Mittag. Danach geht es steil bergauf und mir nur noch schlechter, Peter muss immer wieder warten. Irgendwie erreichen wir trotzdem noch die nächste Passhöhe.
Hochlandleben
eines der Täler, in denen wir unterwegs waren.
Kurz hinter dem Pass finden wir einen wunderschönen Zeltplatz auf einem leicht bewaldeten Hügel der uns weite Fernsicht und einen in allen Farben leuchtenden Sonnenuntergang bietet. Dann schüren wir noch ein Lagerfeuer. Wenigstens einmal auf so einer Tour muss mal sowas ja auch gemacht haben. Leider haben wir nix zum rösten, aber es ist trotzdem ein schönes Feuer. Und dazu Sternenhimmel.
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30.06.03 - Tag 235
Etappe 101: ? - Kulu (108,02 km)
Schitt: 17,5 km/h
Höhenmeter: 820
Wetter: schön

Wieder geht es bergauf und bergab, bis wir das Kulu Valley erreichen. Die Abfahrt hinein ist ziemlich ärgerlich. Den ganzen Tag über hatten wir gute Straßen und jetzt, wo es stetig leicht bergab geht, ist es nur noch Schotter. Wir brauchen für 14 km Abfahrt eineinhalb Stunden! Aber es gibt auch wieder atemberaubende Blicke auf richtig hohe schneebedeckte Kuppen. Von hier aus dürften wir schon wieder Sechstausender sehen.
kuluvalley von oben
Das wolkenverhangene Tal des Kulu-Flusses von oben

Der Kulu-Fluss ist in einem faszinierenden Staudamm aufgestaut. Der Auslauf befindet sich nicht wie gewöhnlich unten unter Wasser sondern dass Wasser läuft oben über die Staumauer und wie auf einer gigantischen Rutschbahn eine Schräge hinunter die unten nochmals nach oben gekrümmt ist, so dass es in großem Bogen ins darunterliegende Flussbett springt. Wie ein Springbrunnen, von unglaublich großen Ausmaßen und Durchflussmengen. Leider ist fotografieren strengstens verboten.
Bald darauf verengt sich das Tal und es wird anstrengend, weil die Straße immer wieder ein Stück steil den Berg hochklettert, nur um kurz darauf wieder zum Fluss hinunterzustoßen. Dann müssen wir auch noch durch ein Tunnel. Innendrin ist es vollkommen unbeleuchtet und es geht bergauf! Im Tunnel bergauf, und dann auch noch in staubgeschwängerter Luft. Ich bin froh, als ich unüberrollt wieder draußen bin.
Kloster vor Kulu
Kloster an im Kulu-Valley

Kurz darauf können wir wieder die Landschaft genießen, weil das Tal breiter wird und es nur noch stetig leicht bergan geht. Dafür ist das Tal für etwa 40 km gerade, so dass man zu beiden Seiten die Bergriesen sieht zwischen denen irgendwo vor uns auch der Pass hochsteigen muss, den wir als nächstes bewältigen müssen. Wir entschließen uns, die Nacht schon in Kulu zu verbringen, weil Manali mindestens genauso bekannt ist wie Shimla und deswegen wohl auch mindestens genauso voll. Zwar werden wir dann an dem Tag an dem wir den 4000m Pass erklimmen wollen auch noch ein paar Höhenmeter und Kilometer zurückzulegen haben, aber das wird für ein anständiges Hotel in Kauf genommen.
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01.07.03 - Tag 236
Kulu
Wetter: heiß

Den Tag verbringen wir in Kulu, um noch ein paar Sachen zu erledigen, bevor wir die Zivilisation mehr oder weniger verlassen. Wir kaufen noch, was an Lebensmitteln nötig ist. Außerdem verbringen wir einen großen Teil des Tages damit, dass Peter versucht, ein Telefongespräch nach Deutschland zu führen, weil er nicht weiß, ob er nicht eventuell bis Anfang Juli zurück sein muss, um sich bei der Uni einzuschreiben. Schließlich stellt sich aber doch heraus, dass das auch seine Mutter für ihn erledigen kann.
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02.07.03 - Tag 237
Etappe 102: Kulu - Marhi (76,93 km)
Schitt: 11,8 km/h
Höhenmeter: 2174
Wetter: Sonne

Nach kurzer Fahrt erreichen wir Manali. Es erinnert an McLeod Ganj: genauso klein und mit Touristen überfüllt, aber die Atmosphäre ist einfach nicht da, alles wirkt weniger herzlich, mich reizt es nicht, hierzubleiben. Danach wird es langsam immer steiler und ein paar Kilometer später geht es dann richtig in den Pass hinein.
BROHauptschild
Hier beginnt die Straße, rechts stehen die Passhöhen, leider ist das Bild zu unscharf

Man kann es genießen. Die Landschaft ist großartig und schon bald sieht man weit oben am Berg glitzernde Punkte über dem Kamm verschwinden. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Immer wieder gibt es schöne Wasserfälle. Außerdem wird Nahrung immer teurer. Bald entscheide ich mich, dass nach oben wenig genug bewohntes Gelände kommt, dass man wieder aus den Bächen trinken kann. Eine Schlucht ist nur wenige Meter breit, aber gut hundert Meter tief, wenn man nicht aufpasst, fällt man schnell rein. Der reisende Wildbach unten ist kaum noch zu sehen. Außerdem kommen wir an einem Unfall vorbei. Ein rotes Auto liegt zerschrottet am Straßenrand, mit einem Rad hängt es schon über dem Abgrund. Da haben die Insassen so grade noch mal Glück gehabt. Begrenzungssteine sind hier unbekannt. So sind wir den ganzen Tag mit bergauf fahren beschäftigt. Abends findet sich noch ein tolles Restaurant in der Mitte eines Flusses.
Wasserrestaurant
Hier haben wir zu Abend gegessen

Ein bisschen weiter oben zelten wir dann auf einer Höhe von 3300m. Nahe des letzten Dorfes vor dem Pass. Es ist mal wieder alles mit Müll übersät. Dort treffen wir auch schon zwei alte Franzosen, die auch mit dem Fahrrad unterwegs sind, und die uns von einem Dänen erzählen, der auch noch unterwegs sein soll.
Überhaupt gibt es an diesem Pass verdammt viele Touristen, hauptsächlich aber indische. Weiter unten sind wir schon an langen Reihen von Pelzmäntelverleihen und Gummistiefelverleihen vorbeigefahren. So viele Leute können hier fast nicht raufkommen, das auch nur annähernd alles verliehen wird. Ich spüre die Höhe inzwischen, leichte Kopfschmerzen und einfach auch Schwäche, ausnahmsweise mal eine Situation, mit der Peter besser zurechtzukommen scheint.
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03.07.03 - Tag 238
Etappe 103: Marhi - Keylong (85,35 km)
Schitt: 14,0 km/h
Höhenmeter: 1251
Wetter: heiß

Früh am nächsten morgen geht es weiter. Die Franzosen sind noch gar nicht losgefahren, aber wir hoffen, den Dänen einzuholen, der auf der Passhöhe übernachtet haben soll. Als wir dann oben sind, ist trotzdem erstmal Zeit, die Aussicht zu genießen und ein paar Fotos zu schießen. Ein erstes Yak ist zu sehen und jede Menge reicher Inder. Allerdings fahren die fast alle auf der selben Seite auch wieder runter. Hinter diesen Pass will kaum noch jemand.
Rohtang
Unser erster richtig hoher Pass

Tempel
Ebenfalls oben auf dem Pass stand dieser Tempel, die Berge dahinter gehören schon zu dem Tal, in das es jetzt hinein geht

Auf der Abfahrt bekommen wir das auch schon zu spüren, die Straße lässt deutlich nach, längere Stücke sind komplett ohne Asphalt. Als ich ein Stück vorausfahre, ist Peter irgendwann verschwunden. Nachdem er auch nach längerer Wartezeit nicht auftaucht, fahre ich wieder ein Stück bergauf. Dort finde ich ihn, zusammen mit einem Typen mit Mountainbike und blonden dread locks bis zur Hüfte. Thor, der Däne, den wir gesucht hatten. Peter hat einen Platten, deswegen sind wir ne Weile beschäftigt. Als es weitergeht, bade ich noch schnell in einem Wasserfall, aber er ist zu hoch, es tut hauptsächlich weh, obwohl ich mich mit Helm drunterstelle. Wir fahren zusammen mit Thor weiter.
Spiti Valley
Spiti Valley von unten

Das Tal ist schon deutlich trockener. Der Anstieg auf der anderen Seite war fast bis zur Passhöhe saftig grün, aber auf dieser Seite dominiert eindeutig die Farbe braun. Nur im Tal unten fließt ein großer Fluss. Bis zu diesem Fluss geht es hinunter und dann weiter Flussabwärts. Jetzt fehlen immer größere Teerstücke. Jedesmal, wenn ein Laster an uns vorbeifährt, hängt wieder eine Staubwolke in der Luft. Auch schnell sind wir trotz der Abfahrt nicht. Außerdem hat es auch hier auf ca. 3000m Höhe noch über dreißig Grad, weswegen Peter wieder Probleme hat. Keylong
Das Stadttor von Keylong, im Bild Thor und ich

Kurz bevor wir unser Etappenziel erreichen, geht es an einem kleineren Zufluss wieder langsam bergan. In Keylong nehmen wir uns dann ein Hotel, mal wieder etwas komfortabler als es unser Budget zulassen sollte. Außerdem treffen wir dort einen Kalifornier, den Thor aus Manila kennt. Er war auch mit dem Fahrrad unterwegs, hat aber jetzt Probleme mit seinem Knie und macht deswegen ein Weilchen Pause.
Den Rest des Abends verbringen wir mit quatschen, essen gehen und fernsehen zu viert.
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04.07.03 - Tag 239
Keylong
Wetter: heiß

Eigentlich wollten wir heute weiter fahren, aber als wir aufstehen quatschen wir wieder erstmal ne ganze Weile mit dem Ami. Dann ist es auch schon wieder elf und wir entschließen uns, den heutigen Tag hier zu verbringen, um uns noch ein bisschen weiter an die Höhe anzupassen. Für uns ist dieser eine Tag hin oder her egal, vor allem weil es inzwischen sowieso so aussieht, als würden wir schon deutlich vor Oktober wieder zurückkommen. Aber für Thor ist es doch auch irgendwie dumm, nachdem er nur drei Wochen Urlaub hat. Weil ich bis jetzt am meisten Probleme mit der Höhenluft hatte, und außerdem noch ein bisschen Fahrrad fahren will, entscheide ich mich, schon heute ein Stückchen höher zu fahren, ich würde gerne den Pass schon erreichen, aber es ist doch schon sehr spät, das wären über hundert Kilometer, zwar ohne Gepäck, aber auf schlechter Straße. Also spiele ich ein bisschen Scout.
Keylong Valley
Das Tal oberhalb von Keylong

Die Landschaft ist weiterhin unbeschreiblich schön, also versuche ich es jetzt erst gar nicht in allen Einzelheiten. Es sind einige Schwierigkeiten auf dem Weg, vor allem zwei Flüsse, die die Straße kreuzen. Diese sind zwar nicht so groß, aber sie ergießen sich in einem Wasserfall von links auf die Straße und in einem weiteren Wasserfall rechts der Straße in den Fluss zweihundert Meter unter mir. Man sollte als möglichst vermeiden, mitgespült zu werden. Auf knapp 4000m erreiche ich den letzten auf der Karte eingezeichneten Ort. Er besteht aus drei leerstehenden Häusern. Danach fahre ich noch etwa 300m höher. Der Pass würde auf etwa 4800m ü NN liegen, aber ich habe den Zeitpunkt erreicht, zu dem ich mir vorgenommen habe umzudrehen, um nicht im Dunkeln fahren zu müssen. Außerdem spüre ich so langsam wieder die Höhe, mir ist ziemlich schwindelig, also drehe ich um.
Auffahrt Baralachala
Hier müssen wir morgen hoch

Gut, dass ich heute voraus gefahren bin. So wissen wir, wo wir was zu essen bekommen und wo nicht. Außerdem ist die Gegend sehr steinig und die Zeltplätze entsprechend rar gesät. Wir werden noch einmal auf dieser Seite des Passes übernachten müssen, weil wir auf der anderen Seite nur auf 4200m hinunterkommen und wenn wir dann höhenkrank werden, sitzen wir in der Falle zwischen zwei noch höheren Pässen. Also habe ich mich auch schon nach einem Campingplatz umgeschaut. Der war zwar direkt neben der Straße, aber hier ist schon tagsüber recht wenig los, nachts wird's also schon in Ordnung sein.
Die anderen drei haben den Tag anscheinend mit Fernsehen verbracht. Abends sind wir wieder im selben Restaurant wie gestern. Es ist gut und hat eine große Auswahl, außerdem ist es wie Weihnachten: wenn man bestellt, schreibt sich erst der Kellner alles auf. Dann übertragen sie die Bestellung in dreier Teamwork in ein Buch nahe des Eingangs, dann wird das nochmals auf einen Zettel übertragen, der an die Küche geht. Nach kurzer Zeit öffnet sich die Tür zur Küche wieder und es kommt essen heraus. Statt der bestellten Kanne Tee kommen drei, das Omelett sieht aus und schmeckt wie Pfannkuchen und sie behaupten es sei chapati, und so weiter. Während wir dann unser Essen genießen, kommen weitere zwei Kannen Tee und der Kellner wundert sich noch, warum wir in Lachen ausbrechen. Abkassiert wird dann natürlich weder das, was wir bestellt haben, noch das, was wir gegessen haben, sondern wieder etwas ganz anderes...
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05.07.03 - Tag 240
Etappe 104: Keylong - Zing Zing Bar (47,60 km)
Schitt: 11,5 km/h
Höhenmeter: 1063
Wetter: Sonne

Asterix
Asterixs Dorf

Heute geht's gemütlich vorwärts. Wir wissen, das wir nicht sehr weit werden fahren können, weil wir einfach noch eine Nacht auf knapp viertausend Metern verbringen wollen, bevor wir den Pass überqueren. Die Straße ist viel angenehmer als gestern, weil deutlich weniger Lastwagen unterwegs sind. Einmal führt die Straße sogar direkt durch ein Militärlager. Nach meinem Ausflug gestern wissen wir auch, wo wir uns mit Essen versorgen können und wie weit und steil es noch ist. So geht es den ganzen Tag leicht bis steil bergauf. Wir begegnen auch den Franzosen wieder, die uns an unserem Ruhetag überholt hatten. Jetzt ziehen wir wieder vorbei. Nach knapp sechzig Kilometern ist der Tag beendet und wir verbringen den Rest des Tages mit ein bisschen Musik hören und Quatschen.
Keylong Valley
Tal oberhalb von Keylong

Flussquerung
Eine der beiden größeren Flussquerungen heute

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06.07.03 - Tag 241
Etappe 105: Zing Zing Bar - vor Sarchu (58,80 km)
Schitt: 10,0 km/h
Höhenmeter: 1086
Wetter: Sonne

Thor geht es gar nicht gut und auch mir geht's nicht viel besser. Die Höhe setzt uns beiden zu. Nur Peter scheint keinerlei Probleme damit zu haben. Noch bevor wir aufbrechen, kündige ich an, dass ich nur bis zum Pass hinauf will und dann wieder auf derselben Seite hinunter, weil wir auf der anderen nur auf 4200m hinunterkommen würden und ich nicht mit Höhenkrankheit zwischen zwei Pässen gefangen sein will. Ich hoffe zwar, dass es bei mir im Laufe des Tages noch besser wird, aber ich möchte die Enttäuschung möglichst gering halten. Außerdem hat Thor wohl noch mehr Probleme und ich will nicht, dass er weiter geht, als gut für ihn ist.
Staub
Auffahrt zum Baralacha La; wenn ein LKW kam, wurde es immer sehr staubig seit Rohtang La

Die Auffahrt gestaltet sich sehr langsam. Peter ist immer wieder voraus, ich leiste Thor ein bisschen Gesellschaft. Wir brauchen ziemlich viele Pausen. Aber mir geht es langsam besser auch die Kopfschmerzen legen sich etwas. Immer wieder denken wir, den Pass vor uns zu sehen und dann geht es über den Hubbel und weiter bergauf. Aber schließlich erreichen wir doch noch 4800m über dem Meer. Schade, dass die Höhe immer nur in Fuß angegeben ist.
Passschild
Passschild Baralacha La

Mir geht es besser als erwartet und auch Thor macht einen halbwegs fitten Eindruck, deswegen fahren wir doch gleich auf der anderen Seite wieder hinunter. Auf der Abfahrt erreichen wir die nächste auf der Karte verzeichnete "Stadt". Fünf große Zeltläden in denen man essen und übernachten kann!
Abfahrt
Auf der Abfahrt: hier staubt wenigstens nichts

Abfahrt
Auf der Abfahrt. Links sieht man die "Stadt"

Stadt
Die Stadt aus der Nähe

Wir machen kurz mittag, dann geht es weiter, durch bizarre Felsformationen, durch mittelgroße Flüsse und hinein in ein breites Tal, in dessen Mitte in einem Canyon der Fluss verläuft. Der Rest des Tales ist eine einzige, komplett ebene Wiese. Gleichzeitig ist die Straße hier fast durchgehend geteert, es geht leicht bergab und wir haben Rückenwind. So gleiten wir über eine Stunde mit dreißig Sachen dahin. Ein paar Kilometer vor der nächsten "Stadt", entschließen wir uns halt zu machen. Wir wollen vorher anhalten, damit wir uns morgen früh beim losfahren nochmals mit Proviant eindecken können. Hier sind wir auf fast 4300m und um uns herum riesige Berge.
Ebene
Schöne Schattenspiele in der Ebene auf 4300m

Canyon
Die Ebene war durchzogen von einem kleinen Canyon

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07.07.03 - Tag 242
vor Sarchu
Wetter: Sonne

Thor geht's heute wieder gut, ich hab Kopfweh. Tja, jetzt stecke wohl nur noch ich die Höhe nicht weg. Ich will nicht weiter, weil es mir wirklich nicht gut geht und wir hier noch am tiefsten Punkt der nächsten paar Tage sind. Also ist für uns ein Ruhetag angesagt. Thor fährt weiter, wir werden ihn ja spätestens in Leh wiedersehen. Den ganzen Tag über passiert nicht viel, außer, dass wir auf einmal von einer riesigen Herde Ziegen umgeben sind, die aus dem Nichts aufgetaucht zu sein scheint und die nicht nur das Gras, sondern auch unsere Reste vom gestrigen Abendessen fressen. Sonst sind sie friedlich und kaum scheu.
Herde
Unser Zelt umringt von Ziegen...

Ziegenbock
Ein Bock der Herde, stolz vor den Bergen...

Danach entschließen wir uns, noch einen kleinen Berg in der Nähe des Zeltes zu besteigen. Es ist gut für die Akklimatisation, wenn man tagsüber hoch steigt und dann weiter unten schläft. Wir gehen nacheinander, damit unsere Sachen nicht ganz unbewacht bleiben. Peter ist sehr lange weg, ich fange schon an, mir Sorgen zu machen, als er endlich wieder auftaucht. Er meint, der Berg ist nicht ganz zu besteigen, es wird weiter oben zu gefährlich, weil er fast nur aus Geröllfeldern besteht, die dann sehr steil werden. Dann bin ich dran. Auch ich gelange ziemlich weit hinauf, das Zelt unter mir ist kaum noch zu erkennen. Nach ca. 250m Höhengewinn, spüre ich schon wieder einen deutlichen Druck in meinem Kopf. Ein Stückchen höher würde ich auf jeden Fall noch kommen, auch wenn es schon jetzt unangenehm ist, mit dem ganzen Schotter. Aber ich lass es bleiben, verweile noch ein bisschen in der erreichten Höhe und genieße die Aussicht. Dann mache ich mich wieder an den Abstieg.
Heute abend brechen wir die Notvorräte an, die wir uns aus Deutschland mitgenommen hatten, für den Fall, dass einmal gar nichts mehr zu essen da sein sollte. Jetzt liegen nur noch wenige Tage vor uns, wir werden sie wohl nicht mehr brauchen.
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08.07.03 - Tag 243
Etappe 106: vor Sarchu - Pang (78,52 km)
Schitt: 11,6 km/h
Höhenmeter: 1163
Wetter: Sonne

Die "Stadt" besteht wieder nur aus ein paar Zelten, obwohl sie diesmal sogar als ein etwas größerer Punkt auf der Karte eingezeichnet ist. Wir frühstücken, Omelett wie meistens und decken uns noch mit Proviant ein. Die Ziegen fressen die Reste unseres Notproviants.
Notproviant
Die Ziegen frühstückten mit

Dann geht's los, in Richtung unseres ersten fünftausenders. Zuerst geht es noch eine ganze Weile am Fluss entlang bergab. Besonders nervig ist dabei ein Zufluss, den wir erst etwa fünf Kilometer flussaufwärts folgen müssen bevor wir zu einer Brücke kommen, den Fluss überqueren können und dann wieder auf der anderen Seite zurückfahren, um zum großen Fluss zurückzukommen.
Jede Menge Motorradfahrer sind heute unterwegs. Oft in größeren Gruppen, meistens mit Enfields und viel Geknatter. Sogar einige deutsche Motorradklubs fahren an uns vorbei.
Dann geht es los. Direkt vom Fluss weg graben sich die Serpentinen in die Steilwand. Die Serpentinen selbst sind, wie überall hier, recht flach gehalten, da ja auch LKWs über diese Straße müssen. Hier sind wir eine ganze Weile beschäftigt. Als wir dann das Ende der Spitzkehren erreicht haben, geht es in einem kleinen Nebental an der Flanke des Berges weiter aufwärts. Links von uns die Gipfel, rechts von uns fällt das Gelände ein paar hundert Meter vergleichsweise sanft ab, um dann in einem Canyon zu enden, auf dessen anderer Seite weitere braune und weiße Gipfel zu sehen sind. An der Flanke dieser Berge sehen wir einen Fußweg, der offensichtlich teilweise sogar aus dem Stein gehauen werden musste. Wir wundern uns, wer wohl in diese Wüstenberge so dringend hinein wollte, dass er so viel Aufwand für einen Weg betrieben hat, kommen aber zu keinem befriedigenden Ergebnis.
Schließlich erreichen wir den ersten Pass auf knapp 4900m. Hier ist es schon recht kalt. Wir genießen kurz die Aussicht, dann fällt die Straße auf der anderen Seite um etwa 200 Höhenmeter, nur um dann zum Hauptpass wieder anzusteigen. Über 5000m, zum ersten Mal in meinem Leben! Naja, ich war am Everest auch schon knapp auf dieser Höhe, aber dort bin ich nur noch auf dem Zahnfleisch gekrochen. Jetzt fühle ich mich zwar leicht schwindelig, aber sonst großartig, nicht einmal Kopfschmerzen sind da. Der Ruhetag hat sich wirklich gelohnt.
Nakeela La
Nakeela La: knapp über 5000m

Dann geht es wieder hinunter. Hier kann man die Abfahrten nicht genießen, sie sind fast noch anstrengender als die Auffahrt, weil die Straße einfach grottenschlecht ist. Man zieht die ganze Zeit an den Bremsen und weicht den größten Brocken aus. Man muss sich voll und ganz aufs Fahren konzentrieren, was sehr schade ist, da die Landschaft sich in diesem Tal schon wieder sehr verändert hat. Es ist ein enges Tal, eingerahmt von schroffen Gipfeln und zerklüfteten Felsformationen. Einfach großartig.
Weiter unten ist die Straße endgültig der absolute Horror. Sie ist mit pulverfeinem Staub bedeckt. Der Staub selbst stört nicht weiter beim Fahren, er gleitet unter den dünnen Fahrradreifen so leicht zur Seite, dass man ihn kaum spürt. Das Problem ist, dass er so dick liegt, dass sämtliche Steine und Unebenheiten darunter vollkommen versteckt werden. So wird es zum Glücksspiel. Obwohl ich nur noch Schrittgeschwindigkeit fahre, stürze ich zwei Mal.
Am tiefsten Punkt befinden sich wieder ein paar Zelte. Wir beschließen, hier zu übernachten, auf diesen Steinen das Zelt aufzubauen wäre sehr unangenehm, außerdem können wirs uns ja doch irgendwo leisten. Wir kommen mit einem Schweizer Pärchen ins Gespräch, die mit einer Enfield unterwegs sind. Sie sind einfach nach Indien geflogen, ohne überhaupt Motorrad fahren zu können, haben sich dann hier einen Händler gesucht, ("du zeigst mir wie ich fahre, dann kaufe ich die Maschine") und sind jetzt seit zehn Monaten in Indien unterwegs. Dann drehen sie sich noch einen Dübel, bei dem ich auch mitrauche. Auf 4600m ist die Luft so dünn, da bekommt man auch ohne Rauch kaum genug Luft in die Lungen. So spürt man die Wirkung noch deutlich schneller. Dann legen wir uns alle im Schlafraum zur Ruhe.
Unfall 1
Eine Auswahl aus den Unfällen die wir gesehen haben: am Rohtang La...

Unfall 2
...bei Keylong...

Unfall 3
...und noch ein Stückchen weiter.

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09.07.03 - Tag 244
Etappe 107: Pang - Rumtse (104,35 km)
Schitt: 14,5 km/h
Höhenmeter: 998
Wetter: Sonne

Früh morgens geht es weiter, zusammen mit einigen Wasservorräten, denn jetzt müssen wir erst einmal eine wasserlose Hochebene durchqueren und dann noch über den Pass bevor wir wieder irgendwo Wasser bekommen. Gleich nach dem Aufbruch ist eine Brücke gesperrt. Wir wollen uns bei der Flussquerung nicht schon wieder gleich in der früh nasse Füße holen, jetzt wo unsere Schuhe so langsam trocknen. Also ab über die Brücke. Das Fahrrad schieben wir auf einer etwa 5 cm breiten durchlaufenden Metallschiene, wir selbst müssen von einer Querstrebe zur anderen schreiten. Wenn uns hier das Fahrrad abrutscht, ist es wahrscheinlich hinüber, oder zumindest stark beschädigt, aber zum Glück passiert nichts. Auf der anderen Seite geht es dann gleich in Serpentinen auf die Hochebene. Etwa 200m Höhengewinn am Stück, dann geradeaus.
Mori
Mori Plains: 4800m (unten im Tal!)

Die Straße ist "gut" und der Wind kommt von hinten, es geht sehr flott voran. Kurz nachdem wir die Hochebene erreicht haben, überholt uns der tägliche Militärkonvoi. Schon seit wir auf dieser Straße sind, passiert uns jeden Tag eine Kolonne von vielleicht hundert Fahrzeugen. Außer dem Militär wird die Straße von Lastwagen genutzt, von denen die meisten Tanklastwagen sind, ein paar wenige Stückguttransporter sind auch dabei. Und hin und wieder ein Bus oder, für die wohlhabenderen Reisenden, ein weißer Jeep. Sonst sind wir allein. Am Ende der Hochebene angekommen, überholen uns die beiden Schweizer von gestern. Jetzt geht es direkt in den Pass hinein. Es fehlen noch etwa 600 Höhenmeter zur Passhöhe.
Auffahrt zum Tanglang La
Auffahrt zum Tanglang La. Links sieht man die Straße, die wir hochgekommen sind

Auf der Auffahrt geraten wir in eine Baustelle. Der Teer wird in zerbeulten Tonnen am Straßenrand über offenen Feuern aufgeheizt und dann von Hand auf der Straße verteilt. Eine Straßenwalze rollt das ganze platt. Als wir hindurchfahren, fühle ich mich ein bisschen wie in der Hölle. Rauchschwaden ziehen durch die Luft und vom Dreck schwarze Gesichter schauen stumm und fragend auf. Dazu im Hintergrund ein ständiges Klopfen und Brummen von den Maschinen und Arbeitern. Leute, die hier arbeiten, haben wahrscheinlich schon mit 35 eine ordentliche Raucherlunge und Krebs.
Baustelle
Auf dem Weg durch die Baustelle

Weiter oben kommen wir an einem Unfall vorbei. Ein LKW ist die Böschung hinabgestürzt. Weit unten sieht man ihn noch liegen, die Leute, die von oben gelaufen kommen, um zu helfen sind kaum noch zu erkennen.
Mir geht es gut. Kurz vor der Passhöhe beginne ich sogar, mir mit den vorbeikommenden LKW Rennen zu liefern. Das geht hier in der Gegend wirklich gut, weil die so untermotorisiert sind, dass ich selbst vollbepackt noch einigermaßen mithalten kann. Die Höhe wirkt sich kaum noch aus. Peter wollte eigentlich mal so hoch schlafen, aber das traue ich mir dann doch nicht ganz zu, deswegen fahren wir noch ein bisschen ab.
Tanglang La
Auf dem Gipfel der Straße Leh-Manali

Dorf
Die erste menschliche Siedlung seit Keylong!

Auf dem Abweg treffen wir einen riesigen Deutschen, der hier mit seinem Mountainbike unterwegs ist, allerdings nur für zwei Wochen Urlaub. Weiter unten findet sich ein wunderschöner Zeltplatz direkt an einem kleinen Fluss. Der einzige Nachteil ist, dass er direkt an der Straße liegt, nur durch einen kleinen Absatz abgetrennt. Dafür ist es eine weiche grüne Wiese und keine Steine, wie wir sie in den letzten Tagen genug gesehen haben. Hier bleiben wir.
Zeltplatz
Idylle am Gebirgsbach

Etwas später kommen von vorne die beiden Schweizer. Sie haben einen Platten und keine Luftpumpe. Mit unseren in Kathmandu gekauften High-Tech-Pumpen können wir sogar Autoventile aufpumpen, aber das Loch ist zu groß. Also wird der Reifen mit unserem Fahrradflickzeug geflickt. Es scheint zu halten, aber für den Fall, dass es doch nicht ganz dicht ist, geben wir ihnen noch unsere eine Pumpe mit und verabreden uns für übermorgen Abend in Leh. Ich kann lange nicht schlafen und gehe noch ein wenig spazieren, den hellen, fast vollen Mond über mir und das Rauschen des Flusses im Hintergrund.
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10.07.03 - Tag 245
Etappe 108: Rumtse - Leh (74,25 km)
Schitt: 17,5 km/h
Höhenmeter: 435
Wetter: Sonne

Nach weiterer Abfahrt erreichen wir ein paar Stunden später den Oberlauf des Indus. Er ist auch hier schon ein mächtiger Fluss, aber außer den direkt angrenzenden Gebieten ist auch dieses Tal braun in braun. Allerdings ist es so weit, dass man in alle Richtungen einen phantastischen Panoramablick auf die umliegenden nahen und fernen schneebedeckten Gipfel hat.
Industal
Das Industal

Kinder
Zwei Kinder unterwegs entlang der gleichen Straße wie wir

Das Essen hier ist schon deutlich teuerer, weil alles eingefahren werden muss. Je weiter wir vorwärts kommen, desto schöner wird es. Hier gibt es Bewässerungsanlagen, so dass wir immer wieder durch grüne Dörfer und Alleen fahren. Wenn wir gerade nicht in einem Dorf sind, dann zieht am Straßenrand eine Militärbasis nach der anderen vorbei. Hier sind wir schon richtig nahe an der Grenze zur Waffenstillstandslinie und es ist das einzige Tal, dass sich sowohl zur groß angelegten Truppenstationierung als auch für eine Landebahn für Flugzeuge gebrauchen lässt. Außerdem kommen wir am höchsten Golfplatz der Welt vorbei, der allerdings hauptsächlich braun ist, nur hin und wieder ist etwas Gras zu sehen. Und es stehen massig Stupas herum, diese buddhistischen Bauwerke, die die sieben Sphären des Himmels symbolisieren sollen. Es gibt ganze Felder weißer Stupas, vollkommen willkürlich in die Gegend gestreut. Auch einige Kloster sind schon zu sehen.
Kloster
Ein Kloster im Industal

Dann geht es aus dem Industal wieder ein Stückchen nach oben nach Leh. Wir brauchen einige Zeit, bis wir uns in der Stadt zurechtgefunden haben und ein Hotel finden. Dass ist dann aber nicht schlecht. Es sind auch noch andere Fahrradreisende aus der Schweiz da. Dann schauen wir uns noch ein bisschen in der Stadt um.
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11.07.03 - Tag 246
Leh
Wetter: Sonne

Heute sind wir in der Stadt unterwegs, um die Genehmigung zu beschaffen, um überhaupt auf diesen höchsten Pass der Welt fahren zu dürfen. Er führt nämlich schon sehr nahe an die Waffenstillstandslinie und ist deswegen offiziell gesehen, militärisches Sperrgebiet. Auf der anderen Seite ist es nur eine weitere Formalität, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass wir keine Erlaubnis bekommen. Das zuständige Amt zu finden erweist sich, was in Indien Standard ist, als Odyssee. Wir werden nachdem wir es endlich hinter einem Poloplatz versteckt gefunden haben und dann noch auf ein besetztes Zimmer stoßen, erklären sie uns, dass wir das nicht persönlich beantragen könnten, sondern es von einem Reisebüro organisieren lassen müssten. Leider haben schon alle zu. Aber wir treffen in der Stadt noch Thor und auch das Schweizer Pärchen und beide wollen auch auf den Pass hinauf. Nachdem die Preise immer für eine Gruppe gelten, werden wir formal als Gruppe reisen. Jeder bekommt seinen eigenen Passierschein, wir müssen nicht wirklich als Gruppe den Pass überqueren. Also verabreden wir uns für neun Uhr nächsten morgen vor einem Reisebüro.
Außerdem informieren wir uns wegen Trekking-Touren nach McLeod Ganj. Das wäre noch einmal eine schöne Abwechslung. Allerdings erweist es sich als ziemlich teuer, weil wir in dieser Gegend hier mit Lasttieren unterwegs sein müssten, schon allein auch, um die Fahrräder zurück zu bringen. Also lassen wir diese Idee wieder fallen.
Abends treffen wir uns dann wieder mit den beiden Schweizern in einer German Bakery. Sie haben recht ordentliche Pizza dort und so lassen wir den Abend dann gemütlich ausklingen.
Kloster von Leh
Das Kloster von Leh

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12.07.03 - Tag 247
Leh
Wetter: Sonne

Heute morgen erledigen wir das mit dem Reisebüro, heute Abend können wir sie abholen. Peter möchte auf jeden Fall nach Delhi zurückfliegen, um die Berge auch mal von oben zu sehen, aber mir ist fliegen sehr unangenehm. Ich bin noch am überlegen, ob ich vielleicht auch mim Fahrrad wieder zurückfahren soll. Wir versuchen, uns wegen Flügen zu erkundigen, aber der Strom ist dauernd weg. Wenn er mal kurzzeitig da ist, dann rennen wir zum Indian Airlines Office und bis wir dort angekommen sind, laufen schon wieder überall Generatoren. Kurz vor Ladenschluss bekommen wir dann doch noch Auskunft: ein Flug ist mit ca. 80 $ recht billig, der nächste freie Platz ist in einem Monat! Ich verstehe nicht, warum sie hier nicht mehr Flugzeuge fliegen lassen, wenn diese so überlastet sind. Das wäre doch schon allein aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll...
Naja, morgen fahre ich erstmal auf den Pass, übermorgen ist Peter dann dran, dann sehen wir weiter.
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13.07.03 - Tag 248
Leh
Wetter: Sonne

Sicherheitshalber habe ich Schlafsack und Isomatte dabei. Ich will nämlich nicht nur auf den Pass hinauf, sondern auch auf der anderen Seite wieder hinunter und erst dann wieder zurück. Das wären an einem Tag über 5000 Höhenmeter. In der Früh geht's los. Ich verschwende eine Menge Zeit, überhaupt den Einstieg zu finden und irre durch Leh. Eine Stunde später bin ich wieder am Hotel. Aber kurz darauf finde ich dann endlich die richtige Straße. Wie sonst auch geht es verhältnismäßig flach nach oben, dafür aber sehr ausdauernd. Nach einer Weile sehe ich, dass weit unter mir noch ein anderer Radfahrer mit dem Aufstieg begonnen hat. Aber er kommt nicht näher, eher das Gegenteil und ist dann bald wieder verschwunden. Wie ich unschön erfahren muss, habe ich noch eine wichtige Sache vergessen, nämlich Klopapier. Naja, wenigstens hab ich in den Bergen nie Durchfall. Schon nach etwa der Hälfte der Strecke kommt ein Militärposten, wo ich den Passierschein vorlegen muss. Sonst verläuft der Aufstieg gleichmäßig und problemlos. Die hundert Meter komme ich nur noch sehr langsam voran. Obwohl ich sehr langsam fahre, habe ich einfach keine Kraft mehr, weil ich nicht genug Luft bekomme. Aber dann bin ich doch schließlich oben. Es beginnt, leicht zu schneien, aber das ist nicht so schlimm.
Pass
Auf dem angeblich höchsten Pass der Welt auf 5602m über dem Meer (in Südamerika behauptet das auch einer von sich)

Dann beginnt die Abfahrt auf der anderen Seite. Von den Kilometersteinen wird mir schnell klar, dass es sehr viel weiter ist als geplant, wenn ich noch bis ins Tal will. Bald merke ich auch, warum. Es geht immer wieder über längere Strecken bergauf, wenn es bergab geht, dann meist nur sehr flach. Dafür ist die Aussicht mal wieder einfach grandios. Es ist der bis jetzt schönste Teil von Kaschmir.
Abfahrt
Abfahrt vom Kardung La

Abfahrt2
Noch ein Stück weiter unten

Plötzlich ist mein Hinterreifen platt. Der Schwalbe, der mir seit Deutschland so treue Dienste geleistet hat, ist an zwei Stellen durchgefahren und der Schlauch hat sich dort durchgescheuert. Also muss ich erst mal irgendwie den Mantel flicken, bevor es Sinn macht, den Schlauch zu reparieren. Ich lösen das Problem, indem ich zwei Münzen mit Flickgummi verkleide und sie dann von innen in den Mantel einklebe. Die Flicken haften zwar auf dem Mantelmaterial nicht sonderlich gut, aber der Schlauch sollte sie durch den Druck fixieren. Dann schmeiße ich den neuen Schlauch, ein noch komplett unbenutzter Ersatzschlauch aus Deutschland, in den Reifen und will aufpumpen. Nichts geht, der Reifen wird nicht voller. Das hat mir jetzt noch gefehlt, eine kaputte Luftpumpe. Ich zerlege sie, bringe sie aber nicht zum laufen. In dem Moment hält ein Jeep neben mir. Thor's Eltern. Sie waren per Jeep in unterwegs und sind jetzt auf dem Weg nach Hause. Sie nehmen mich mit. Wie sich später herausstellt ein äußerst glücklicher Zufall, denn für Lastwagen ist die Straße eine Einbahnstraße, und heute hätte ich keinen mehr in Richtung Leh fahrenden Truck bekommen. So unterhalte ich mich auf dem Nachhauseweg noch mit Thor's Vater, der Lehrer für Englisch und Deutsch ist. Da haben wir keine Verständigungsprobleme. Es ist immer wieder angenehm, Leute zu treffen, mit denen man mehr kommunizieren kann, als "Essen" und "Schlafen".
Ich bin durch diese Mitfahrgelegenheit recht früh zurück. Peter teilt mir mit, dass er doch noch einen Flug bekommen hat. Übermorgen! Offiziell Business Class, aber zum selben Preis wie Economy. Jetzt müssen wir uns also schnell entscheiden und wir entschließen uns, den Flug zu nehmen.
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14.07.03 - Tag 249
Leh
Wetter: Sonne

Wir bekommen den Flug. Jetzt bemühen wir uns noch, etwas von unserer Ausrüstung loszuschlagen, um weniger Übergepäck dabei zu haben. Für das Zelt verhandeln wir recht hart, bauen es sogar vor dem Campingladen auf, dem wir es verkaufen wollen und bekommen noch 50 $, obwohl es leicht beschädigt ist. Als wir den Ort des Geschehens verlassen wollen, stellen wir fest, das sich inzwischen noch andere Interessenten um uns gesammelt haben und sich beschweren, dass wir es nicht noch bei Ihnen versucht haben und ob wir denn nicht noch etwas anderes zu verkaufen hätten. Wir haben offenbar noch viel zu billig verkauft. Später können wir noch unsere Töpfe losschlagen, ich speiche die Ersatzfelge in mein Hinterrad, weil sich um die Speichenlöcher sowieso schon kleine Risse gebildet haben. Die zweite Ersatzfelge will leider niemand kaufen.
Auch bemerke ich, dass es gar nicht die Luftpumpe war, die kaputt war gestern, sondern der nagelneue Schwalbe-Mantel hatte ein riesiges Loch!
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15.07.03 - Tag 250
Leh - Neu-Delhi
Wetter: angenehm in Leh, heiß und schwül in Delhi

Wir müssen Übergepäck zahlen, fast 30 Dollar. Hier ist es noch erträglich, aber wenn auch auf dem internationalen Flug soviel Übergepäck dabei ist, dann wird's teuer. Als wir starten dauert es lange, bis wir endlich die über die Höhe der höchsten Gipfel hinauskommen, und Richtung Süden das Tal verlassen. Das Panorama vom Flugzeug aus ist herrlich, aber ich kann mich einfach nicht entspannen. Auch vom Essen bekomme ich nichts runter. Aber es gibt keinerlei Probleme und nach zwei Stunden landen wir in Delhi.
Die Fahrräder lassen wir bei einer Gepäckaufbewahrung am Terminal und begeben uns ans International Terminal, welches einige Kilometer entfernt ist. Dort sieht es leider düster aus mit Tickets. Es gibt zwar einige Airline-Büros, aber die Preise sind deutlich höher, als wenn man in einem Reisebüro buchen würde. Also nehmen wir eine Rikscha in die Stadt und suchen dort weiter. Die ganze Sache erweist sich als langwieriger als erwartet und wir nehmen wieder das gleiche Hotel wie letztes Mal. Es kristallisiert sich langsam heraus, dass UsbekAir und Aeroflot die billigsten sind. Also werden wir uns dafür Tickets besorgen.
Im letzten Moment wird mir allerdings sehr unwohl bei dem Gedanken: ich hasse fliegen sowieso, und dann soll ich mich in eine sowjetische Flickschusterei setzen? Beim nächsten Reisebüro kaufen wir Lufthansa Tickets. D.h. wir wollen, aber für heute sind die Buchungscomputer schon geschlossen. Also dann morgen früh. Hoffentlich sind unsere Fahrräder noch da, wenn wir sie morgen nachmittag holen wollen.
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16.-17.07.03 Tag 251-252
Etappe 109: Neu-Delhi - Tauberbischoffsheim (ca. 170 km)
Schitt:
Höhenmeter:
Wetter: schwül und drückend heiß in Delhi, wunderschön und angenehm kühl (27°) in Deutschland

Heute kümmern wir uns um die Tickets. Beim Geldabheben verrechne ich mich gleich mal und wir haben nun viel zu viele Rupien in der Hand. Bis heute morgen früh um zwei, wenn unser Flug geht, können wir die gar nicht alle ausgeben, wenn wir sie nicht verprassen wollen.
Die Hitze hier in Delhi ist inzwischen unerträglich. Es ist zwar kühler als das erste Mal, aber dafür ist der Monsun voll da und die Luftfeuchtigkeit liegt beinahe bei 100%. Sobald man nur einen Schritt auf die Straße tut, füllen sich die Schweißporen. Sobald im Hotel der Strom ausgeht, was leider mindestens einmal am Tag passiert, kann man nur noch auf dem Bett liegen und den Schweiß an sich herunterlaufen lassen, zu mehr sind wir nicht mehr fähig. Während der Stromausfälle verbringe ich viel Zeit unter der Dusche. Das kalte Wasser ist immer noch brühwarm. Aber wenigstens werden die Schweißtropfen weggespült und rinnen nicht über den ganzen Körper. So vergehen die zwei Tage quälend langsam, die Nächte sind fast noch schlimmer, weil es nur unmerklich kühler wird. Schlafen kann man sowieso erst, wenn der allabendliche Stromausfall vorbei ist.
Gegen Abend machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Unterwegs hat unsere Rikscha einen Motorschaden. Unser Fahrer ist dagegen, dass wir eine neue heuern und versucht zu reparieren. Nachdem nach einer halben Stunde immer noch nichts geht, nehmen wir eine neue.
Unsere Fahrräder sind noch da, obwohl wir die 24h Frist überschritten haben. Dann nehmen wir ein Taxi zum Interntional Terminal, bei diesen Temperaturen kann man einfach nicht fahren. In die Abflughalle dürfen wir erst zwei Stunden, bevor unser Flug geht, deswegen leisten wir uns die Wartehalle. Dort muss man nämlich extra Eintritt für die Wartehalle zahlen. Das macht durchaus Sinn, zumindest wenn man kein Flugticket hat, denn die Halle ist klimatisiert. Sie wäre total überfüllt, wenn jeder einfach so rein dürfte.
In der Halle nehmen wir dann unsere Fahrräder auseinander, um sie in den Kartons zu verstauen, die wir mitgebracht haben. Das lockt immer wieder Neugierige an, aber da sich die meisten die Wartehalle nicht leisten können, haben wir meist unsere Ruhe.
Das einzige Problem sind die Toiletten. Sie befinden sich im nicht klimatisierten Teil und sobald man hinausgeht und es sich auf dem stillen Örtchen bequem macht, wird es wieder sehr unbequem, durch den ganzen klebrigen Schweiß, der am ganzen Körper hinunterläuft.
Dann dürfen wir endlich in den Flughafen. Dort kaufen wir noch ein paar indische Zigaretten und Tee als Andenken und tauschen unser restliches Geld um, dann geht's ans einchecken. Mit den Fahrrädern gibt es Probleme. Im Reisebüro haben sie uns erzählt, dass sie dreißig Euro pro Stück kosten sollten. Jetzt wollen sie sechzig, dreißig ist nur der innereuropäische Preis. Aber wir reden einfach so lange auf sie ein, dass wir nicht mehr Geld hätten, (was nicht ganz der Wahrheit entspricht) und schließlich bekommen wir es zum günstigeren Preis.
Die Sicherheitschecks sind ein Witz. Es steht ein Durchleuchtungsapparat mitten in der Halle und nachdem die Gepäckstücke ihn passiert haben, bekommen sie einen Aufkleber. Dann bringt man sie selbst weiter zum Band an einem ganz anderen Ende der Halle. Man kann also jederzeit noch nachträglich etwas hineinstecken.
Dann geht es los. Mir geht es überraschend gut, ich kann sogar etwas essen. Der Flug verläuft ruhig und ohne Zwischenfälle. Um acht Uhr Ortszeit kommen wir in Frankfurt an. Auf dem Flughafen setzten wir unsere Fahrräder wieder zusammen und machen uns sofort auf Achse, wir wollen morgen Abend daheim sein.
Wie gut Straßen doch sein können! Und wie leer! Und wenn mal ein Auto vorbeifährt, dann mit riesigem Abstand! Und ohne zu hupen! Eine Ruhe ist das hier! Und alles so sauber! Und grün, viel grüner als in Indien. Und angenehm kühl! Uns fröstelt ein bisschen bei den knapp 28°C! Nur der Verkehr ist auf der falschen Seite unterwegs.
Es geht rasch vorwärts. Wir haben leichten Rückenwind, gute Straßenverhältnisse. In den Läden muss ich mich immer wieder dran erinnern, nicht Englisch zu sprechen. Ich bin es gar nicht mehr gewohnt, mit jemand anderem als Peter deutsch zu sprechen. Dann wird es langsam Abend. Wir wollen irgendwo fragen, ob wir im Garten campieren dürfen, finden aber keine gute Gelegenheit. Ich möchte Wasser, aber wir haben keins mehr. Was soll's, ich hab in Indien auch aus Flüssen getrunken, und hier ist alles sehr viel strenger reglementiert und gereinigt. Also labe ich mich an dem Bach, dem wir stromaufwärts folgen. Das Wasser schmeckt ein bisschen ungewohnt, aber das ist normal, es schmeckt ja überall anders. Etwas weiter oben kommt eine Abzweigung zur Kreismülldeponie. Vielleicht gab es doch einen Grund, warum das Wasser so seltsam geschmeckt hat.
Noch etwas weiter oben am Bach stinkt es bestialisch. Wir kommen an einer Tierkörperverwertungsanlage vorbei. Jetzt ist mir richtig schlecht. So ein Pech kann auch nur ich haben!
Wir haben das Zelt in Indien verkauft, um nicht so viel Übergewicht zu haben. Es findet sich ein schöner geteerter Feldweg auf dem wir unsere Isomatten und Schlafsäcke ausrollen. Zum Schutz vor irgendwelchen Mofafahrern oder ähnlichem werden die beiden Räder am Kopf und am Fußende quer über die Straße gestellt. Es ist immer noch hell, obwohl es schon halb zehn ist. Auch das sind wir nicht mehr gewohnt. In Indien ist es schon um kurz vor acht dunkel geworden, und das fast schlagartig, nicht mit stundenlanger Dämmerung, so wie hier.
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18.07.03 - Tag 253
Etappe 110: Tauberbischoffsheim - Nürnberg (ca. 150 km)
Schitt:
Höhenmeter:
Wetter: sonnig

Über Tauberbischoffsheim und den Steiger Wald Richtung Nürnberg. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen, mit dem Flugzeug in sechs Stunden acht Monate Reise zunichte gemacht zu haben. Aber die Gegend wird eindeutig immer vertrauter. Fünfzig Kilometer vor Nürnberg dann die erste bekannte Person. Ein Rennradfahrer, mit dem ich oft zusammen unterwegs war. Aber er erkennt mich nicht, bzw. hat mich nicht gesehen, und einholen tun wir ihn nicht mehr.
Die nächste Panne: mir bricht eine Speiche, ich glaube, ich habe die neue Felge zu hart eingespeicht. Es hält nicht lange auf, ist einfach nur erwähnenswert, weil es, abgesehen von wenigen Platten Reifen, erst der zweite Materialschaden an unseren Rädern ist. Da haben wir wirklich eine gute Wahl getroffen.
Dann taucht auch schon der Fernsehturm am Horizont auf, etwas später dann die Pyramide der EuroMed-Clinic. Ich freue mich auf daheim.
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