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McLeod Ganj - Kathmandu

 

April 2003
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Mai 2003
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14.04.2003 – Tag 158
Etappe 77: McLeod Ganj – hinter Palampur (49,01 km)
Schnitt: 13,8 km/h
Höhenmeter: 558
Wetter: Sonnig, Schäfchenwolken

Heute ist es endlich soweit, der Tag unserer Abreise aus McLeod Ganj, auch jetzt konnten wir uns eigentlich nur aufraffen, weil unsere Freunde auch abfahren. Aber egal, wir sind wieder in den Sätteln. Na ja fast. Denn zuerst mal stecken wir noch für eine Viertelstunde im Stau fest. Die Straße ist völlig blockiert, nicht mal Fußgänger kommen noch durch. Und das alles nur weil die Inder nicht in der Lage sind zu kapieren, dass sie den Gegenverkehr an den breiteren Stellen der Straße passieren lassen müssen. Statt dessen fahren sie direkt aufeinander zu, bis nichts mehr geht und hupen sich dann minutenlang gegenseitig an, bis die Polizei kommt und versuchen muss, die mittlerweile zum Chaos eskalierte Situation wieder flott zu kriegen.
Als wir dann schließlich doch noch rausgekommen sind, hat uns dann auch gleich die lange Abfahrt ins Tal erwartet. Einfach genial. Den Rest des Tages ging es dann durch hügliges Gelände mit schönen, fast mediterran anmutenden Wäldern. Wir sind dann noch auf einen außerordentlich merkwürdigen Bewässerungskanal gestoßen: Er schien bergauf zu fließen. Vermutlich eine optische Täuschung aber eine extrem überzeugende. Man sollte sich wirklich selbst ein Bild davon machen. Die Stelle liegt sechs Kilometer außerhalb von Palampur direkt neben der Straße nach Yol, etwa 150 Meter vom Kilometerstein entfernt. Auffällig ist auch eine kleine Betonbrücke die einen Bach über einen anderen leitet.
Gezeltet haben wir dann in einem Tierschutzgebiet. Gesehen haben wir aber leider nur ein paar Inder, die uns unbedingt klarmachen wollten, dass es hier viel zu gefährlich für uns sei wegen Löwen, Tigern und Leoparden, die hier alle ihr Unwesen treiben. Sie haben uns dann auch in eine verlassene Halle geschleppt, wo wir angeblich sicher wären (200 Meter vom Zeltplatz entfernt und ohne Türen und Fenster), ein riesiger Aufwand für nichts und wieder nichts.
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15.04.2003 – Tag 159
Etappe 78: hinter Palampur – vor Mandi (75,41 km)
Schnitt: 14,8 km/h
Höhenmeter: 1030
Wetter: am Morgen schön, zunehmende Bewölkung, Nachmittags Regenschauer, Nachts Gewittersturm

Der heutige Tag war ein hartes Stück Arbeit mit steilen Anstiegen, teilweise miserablen Straßen und Regenschauern zu den denkbar ungünstigsten Augenblicken. Aber dafür hatten wir auch die ganze Zeit die tolle Kulisse des Himalaya vor Augen und in der Mittagspause durften wir eine Hinduprozession hautnah miterleben.
Heute haben wir auch zum ersten Mal Wasser gefiltert, was leider nicht so gut geklappt hat wie es eigentlich sollte, und uns so eine ganze Weile aufgehalten hat. Wir haben dann aber auch noch den schönsten Zeltplatz überhaupt gefunden: auf einem kleinen Plateau mit phantastischer Aussicht. Die Dorfbewohner haben uns zu ihrem gemeinsamen Abendessen eingeladen und ein bisschen Kricket mit uns gespielt. Das um uns herum tobende Gewitter hat dem ganzen mit seinen spektakulären Blitzen und wilden Donnergrollen eine ganz besondere Atmosphäre verliehen. Leider hat der Sturm die ganze Nacht über angehalten, und so sind wir in unserer expositionierten Lage kaum zum Schlafen gekommen.
Ein schöner Blitz
So ging es die ganze Nacht hindurch
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16.04.2003 – Tag 160
Etappe 79: vor Mandi – hinter Bilaspur (103,45 km)
Schnitt: 16,7 km/h
Höhenmeter: 1045
Wetter: Morgens bewölkt und relativ kühl, ab dem Mittag sonnig und warm

Der Tag hat mal wieder mit einer lustigen Abfahrt angefangen, leider war es noch ein bisschen kalt, und auch sonst sah das Wetter nicht sehr vielversprechend aus. Wir sind zuerst einem Fluss aufwärts gefolgt, und als wir dann über einen Höhenzug ins nächste Tal wechselten war es plötzlich strahlender Sonnenschein und 10 bis 15 Grad wärmer, ein bisschen zuviel des Guten. Die folgende Abfahrt war toll, nur leider mal wieder von einer Reifenpanne unterbrochen. Den Rest des Tages gab es das Übliche, Anstiege und schöne Aussichten bei weiter ansteigenden Temperaturen. Gegen Abend ist mir dann noch ein Marmeladenglas in der Tasche zerbrochen was zu einer riesigen Sauerei mit viel Putzarbeit geführt hat. Der Wasserfilter hat auch wieder Probleme gemacht. Ich habe schlauerweise die Anleitung daheim vergessen, und so wissen wir nicht recht, was eigentlich los ist. Der Zeltplatz war auch wieder ziemlich schön, nur leider nur mit großen Anstrengungen zu erreichen.
Ein Himalayatal
Einfach genial
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17.04.2003 – Tag 161
Etappe 80: hinter Bilaspur – Rup Nagar (75,21 km)
Schnitt: 14,6 km/h
Höhenmeter: 625
Wetter: Den ganzen Tag sonnig und heiß

Eigentlich haben wir für heute eine leichte Abfahrt nach Chandigarh erwartet nur leider ist unsere Karte hier recht ungenau und so hatten wir nicht nur deutlich mehr Kilometer, sondern auch noch einen nicht enden wollenden Anstieg im Programm. Das ganze wurde auch nicht dadurch leichter, dass heute der erste richtig heiße Tag mit Temperaturen weit über dreißig Grad im Schatten war. Außerdem ging es mir ziemlich schlecht, wahrscheinlich vom ungefilterten Wasser. Also haben wir eine ausgedehnte Mittagspause eingelegt und auch schon weit vor unserem Ziel Schluß gemacht. Davor gab es allerdings noch eine wirklich wirklich geniale Abfahrt in das nordindische Flachland hinein. Dort haben uns dann auch gleich die Moskitos erwischt. Hoffentlich finden wir morgen in Chandigarh ein paar Netze um uns zu schützen.
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18.04.2003 – Tag 162
Etappe 81: Rup Nagar – Chandigarh (66,64 km)
Schnitt: 14,3 km/h
Höhenmeter: 136
Wetter: Den ganzen Tag sonnig und heiß

Nach einem kleinen Morgenritt sind wir um zehn in Chandigarh angekommen und wollten uns erst mal mit Anna verabreden, die uns hier ja Unterkunft beschaffen wollte. Leider konnten wir sie zunächst nicht erreichen, und so haben wir uns dann bei brütender Hitze und mit mäßigem Erfolg in der Stadt umgeschaut, um unsere Vorräte aufzufüllen. Moskitonetze haben wir leider keine gefunden und die unendliche Geschichte mit meinen kaputten Vordertaschen ließ sich auch nicht lösen. Es scheint in Indien wirklich keine Bohrer zu geben. Wenigstens unser Radio konnten wir reparieren lassen. Und das sogar noch umsonst. Geld konnten wir auch keines bekommen, weil natürlich genau die Hälfte der Banken, die wir gebraucht hätten geschlossen hatten. Und das mit der grandiosen Begründung das heute Karfreitag ist. Hier in Indien suchen sich die offiziellen Stellen, wenn sie keine Lust zum Arbeiten haben, einfach irgendeinen Feiertag von irgendwoher aus, und halten ihn auch in Indien ab, obwohl er gar nichts mit dem Land zu tun hat. Na ja so ist das hier halt.
Dann haben wir uns mit Anna getroffen, die uns in einer Art Luxusvilla von ihrer Chefin, die gerade auf Reisen ist, einquartiert hat. Auch mal wieder eine nette Abwechslung! Dann sind wir noch in den Rock Garden gegangen, die Touristenattraktion hier. Das ist ein Park fast ganz aus Steinen und Industrieabfällen, gemacht von einem einzigen Künstler-Spinner-Hinterwäldler (Outsider). Die Inder sind wahnsinnig stolz auf das ganze Ding und man kann ihm eine gewisse Atmosphäre auch wirklich nicht absprechen, aber das kann man einfach nicht beschreiben, man muss es einfach gesehen haben. Das Ding passt auch irgendwie in die Stadt, die ebenfalls eine seltsame, auf jeden Fall aber für Indien untypische Stimmung aufweist. Auf keinen Fall kann sich die Stadt mit Islamabad messen, zu dem sie ja eigentlich das indische Gegenstück ist. Sie ist schlechter geplant und auf jeden Fall schlechter umgesetzt worden.
Als wir uns dann zum Zubettgehen vorbereitet haben, gab es noch eine üble Überraschung: Die Hausbesitzerin, die über unsere Anwesenheit nicht informiert war hat doch irgendwie davon Wind bekommen (obwohl sie gerade in Bangladesch ist), dass wir uns bei ihr eingenistet haben, und so hat sie jemanden vorbeigeschickt, um uns rauszuschmeißen. Um elf Uhr nachts. Ganz toll. Anna war leider auch nicht da, denn die hatte irgend einem Bankett beizuwohnen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als uns mitten in der Nacht auf die Suche nach einem Zeltplatz im Park zu machen. Glücklicherweise haben wir dann noch einen Studenten getroffen, der uns auf seinem Dach zelten ließ. Da wir uns dann aber noch eine Weile mit ihm unterhalten haben, sind wir aber sowieso nicht viel zum Schlafen gekommen.
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19.04.2003 – Tag 163
Etappe 82: Chandigarh – Yamunanagar (115,28 km)
Schnitt: 17,8 km/h
Höhenmeter: 177
Wetter: stark bewölkt, permanentes Donnergrollen, später monsunartiger Regen und Hagel, später sonnig

Wir wurden schon vor sechs vom Donner geweckt und sind dann auch gleich aufgebrochen, weil wir unserem freundlichen Gastgeber keinen Ärger mit seiner Vermieterin bereiten wollten. Wir mussten allerdings noch ein paar Stunden in Chandigarh warten, um unsere Geldgeschäfte zu erledigen. Zum Glück hat es nicht geregnet. Als wir dann endlich gegen zehn losgekommen sind, lief alles sehr gut, wegen der Wolken war die Hitze relativ erträglich und wir sind richtig schön gerollt. Das Wetter hat sich aber permanent verschlechtert. Zuerst hat es ständig gedonnert, ohne das Blitze zu sehen gewesen wären oder das es Niederschlag gegeben hätte. Gewitter scheinen hier ziemlich normal zu sein. Wir hatten uns schon an das neue Hintergrundgeräusch gewöhnt, als es dann wie aus Gießkannen zu regnen anfing. Aber auch das war bei den Temperaturen eigentlich gar nicht so schlimm. Nur als dann bis zu drei Zentimeter große Hagelkörner vom Himmel fielen, mussten wir Unterschlupf suchen. Da das Wetter dann aber wieder besser geworden ist, konnten wir dennoch eine gute Etappe fahren.
In Yamunanagar haben wir dann noch einen reichen Inder getroffen, dem auch gleich ein Hotel gehört. Er hat uns dann auch sofort eingeladen, nur um dann später eingestehen zu müssen, dass er keine Zimmer mehr frei hat. Auch die Hoffnung im Konferenzraum zu übernachten zerschlug sich bald. Aber er hat uns dann in einem anderen Hotel ein gutes Zimmer für einen sehr guten Preis besorgt und darauf bestanden das wir zweimal ausgiebig in seinem Restaurant zu Abend essen.
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20.04.2003 – Tag 164
Etappe 83: Yamunanagar – Haridwar (114,64 km)
Schnitt: 18,1 km/h
Höhenmeter: 98
Wetter: sonnig

Der ganze Tag war eigentlich ziemlich straightforward, also auch ziemlich langweilig, denn mittlerweile haben wir uns so sehr an die beinahe Frontalkollisionen mit 20-Tonnern gewöhnt, dass der Adrenalinstoß völlig ausbleibt. So ist es einfach nur noch ein Ärgernis von der Straße springen zu müssen. Leider haben wir uns noch nicht so recht an das ständige Hupen anpassen können. Allerdings haben wir eine gute Geschäftsidee für Indien entwickelt: den Hup-o-mat(tm). Der Hup-o-mat(tm) ist ein einzigartiges Gerät, bestehend aus einer Spezial-Mehrtonhupe, einem Abstandradar und einem vollelektronischen Hupauslöser, der sofort mit minimaler Verzögerung und bisher nicht gekannter Penetranz hupt, sobald sich ein anderes Fahrzeug auf weniger als einen Kilometer nähert. Jetzt geht es nur noch darum einen potenten Partner zu wählen. Wir bitten alle angemessen liquiden Interessenten eine Bewerbungsemail an investor.relations@tourasia.de zu senden. Wir bitten um Entschuldigung, dass wir ihr Dossier wegen des immensen Andrangs erst nach einigen Wochen bearbeiten können.
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21.04.2003 – Tag 16
Haridwar und Rishiskesh
Wetter: sonnig

Heute haben wir uns ein weiteres Touristenghetto hier in Indien angeschaut. Es ist wirklich faszinierend, man trifft ständig die selben Leute, obwohl man in diesem riesigen Land ist. Allein hier haben wir drei aus McLeod Ganj Bekannte wiedergetroffen. Ansonsten ist das hier auch wieder so ein netter Fleck Erde, an dem man es viel zu gut aushalten kann. Wir werden das aber definitiv nicht. Hoffentlich. Ein paar Deutsche haben wir trotzdem getroffen die waren auch ziemlich lustig drauf, mit „ja nicht zurück ins System“ und so, vor allem weil das System für ihn darin bestand, auf Festivals zu reisen und „Chai“ zu verkaufen. Wir konnten auch endlich ein Moskitonetz finden und unsere Geldgeschäfte erledigen.
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22.04.2003 – Tag 166
Haridwar und Rishiskesh
Wetter: sonnig

Den Vormittag haben wir mit Erledigungen verbracht und sind dann am frühen Nachmittag wieder nach Rishikesh aufgebrochen, um ein Bad im Ganges zu nehmen. Das haben wir dann auch ausgiebig getan. Es gab einen schönen Strand mit leider etwas zu vielen Felsen die auch noch verdammt glitschig waren. Trotzdem ein sehr schönes Erlebnis und wenn dadurch auch noch alle Sünden von uns abgewaschen wurden, um so besser. Auf dem Rückweg haben wir uns dann noch in ein Restaurant gesetzt und den ersten guten Käse seit Äonen genossen. Der Rückweg hat dann etwas länger gedauert, weil der Rikschafahrer getrödelt hat wie noch mal was, aber Zeit haben sie hier alle.

Der heilige Fluß
Und das ist er, der Ganges

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23.04.2003 – Tag 167
Etappe 84: Haridwar – hinter Nagina (84,90 km)
Schnitt: 19,5 km/h
Höhenmeter: 91
Wetter: sonnig und heiß

Morgens haben wir noch ein paar Erledigungen gemacht und sind dann in der vollen Mittagshitze losgefahren. Nicht allerdings, ohne vorher noch ein paar Eis bei unserem Stammhändler zu essen. Hier haben wir über die letzten Tage auch einige interessante Dinge über Indien erfahren, wie zum Beispiel, dass ein Packer hier im Monat ungefähr soviel verdient wie einer in D in einer Stunde. Wir sind dann aber überraschend gut vorangekommen, weil die Straße ziemlich schattig war. Das Thermometer hat trotzdem 41° angezeigt. Wir sind auch an einer Leichenprozession vorbeigekommen, die Leute nehmen das hier scheinbar viel lockerer als bei uns. Dann haben wir uns bei unseren Abendeinkäufen noch ein Eis gegönnt und dabei ist dann ein Bettler vorbeigekommen. Das war diesmal wirklich schlimm: der Kerl hat sich vor uns auf die Knie geworfen und gewinselt, dann hat er unser Eispapier aufgehoben und abgeleckt. Wirklich erbärmlich, da fühlt man sich so richtig Scheiße als superreicher Europäer. Heute haben wir nach langer Zeit auch mal wieder selber gekocht, war ganz lustig aber lohnen tut sich das bei den Restaurantpreisen hier wirklich nicht mehr.
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24.04.2003 – Tag 168
Etappe 85: hinter Nagina – hinter Ramnagar (104,08 km)
Schnitt: 15,9 km/h
Höhenmeter: 234
Wetter: sonnig und heiß

Als wir heute Morgen aufwachten, mussten wir leider feststellen, dass mein Moskitonetz nicht ganz so wie erwünscht funktioniert hatten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht meine Stiche zu zählen, aber als ich dann bei 200 angelangt war, ohne mit dem ersten Arm durch zu sein wurde mir das dann doch zu dumm. Wenigstens jucken die Stiche hier nicht so sehr wie die bei uns.
Es lief heute aber trotzdem ganz gut, nur schickten uns die Einheimischen immer auf irgendwelche riesigen Umwege und die Leute sind dabei so was sehr starrsinnig, sie zeigen einem einfach nur den Weg, den sie für gut halten und nicht den kürzesten. Während wir notgedrungen die Mittagshitze aussaßen, konnten wir wenigstens noch unsere Erledigungen vervollständigen. Endlich.
Die Wegprobleme wurden von hier an allerdings nur noch schlimmer, denn vor uns lag ein Wildtigerreservat, das man nur mit Genehmigung betreten darf, die Genehmigung gibt es natürlich nur auf der anderen Seite. Die Leute wollten uns die ganze Zeit wieder dahin zurückschicken, woher wir kamen und dann in großem Bogen um das Reservat herum. Unserer Karte nach gibt es aber auch einen Weg direkt am Reservat vorbei, da die Leute aber partout nicht bereit waren, ihn uns zu zeigen („You will go this way“), gingen wir einfach der Nase nach in die ungefähre Richtung los.
Nach kurzer Zeit sind wir dann aber doch, über ein unbewachtes Tor, in das Reservat hineingeraten. Dort gab es dann nur noch Trampelpfade, was zuverlässige Orientierung sehr schwierig machte. Und mit ein paar großen Wildkatzen im Nacken wollten wir auch wirklich nicht Zelten. Wir waren also schon kurz davor umzukehren, als ein Einheimischer vorbeikam der uns den Weg tiefer hinein ins Tigerland zeigte. Er ist eine ganze Weile vor uns her gerannt und hat Hindernisse aus dem Weg geräumt bis wir einen Forstweg erreichten, der direkt bis zu unserem Ziel führen sollte. Wegen seiner Anstrengungen und noch unter dem Eindruck des gestrigen Bettler-Vorfalls gaben wir ihm ein viel zu hohes Trinkgeld.
Der Weg war zwar schlecht aber schien zielführend zu sein. Leider gab es auch ein paar Kontrollposten der Wildhüter, die uns jedesmal erst nach langen Diskussionen durchließen, weil wir ja keine Genehmigung hatten. Wir sind dann zwar wie die Irren gerast, um nicht in der Dunkelheit auf ein paar Tiger zu treffen, haben aber trotzdem noch ein paar wirklich schöne Wildtiere wie zum Beispiel einen Pfau gesehen. Eins von den süßen Kätzchen wäre zwar auch nicht schlecht gewesen, aber wahrscheinlich ist es besser so. Wir haben es dann gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Park heraus geschafft. Der gesamte Park ist von einer Mauer umgeben und sobald man eintritt, ist man wirklich in einer anderen Welt. Draußen, Ackerland, nur gelegentlich unterbrochen von einer schnurgeraden Hecke die den kilometerweiten Blick kaum stört und drinnen ist dichter Dschungel, so dass man kaum 20 Meter weit sehen kann von überall hört man Vögel und andere Tiere schreien, es ist ständig Geraschel im Unterholz und es ist auch gleich viel schwüler.
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Baum




25.04.2003 – Tag 169
Etappe 86: hinter Ramnagar – vor Chorgallia (71,90 km)
Schnitt: 15,8 km/h
Höhenmeter: 295
Wetter: sonnig und brütend heiß, Gegenwind

Die Hitze hat uns heute schwer zu schaffen gemacht. Man würde ja eigentlich meinen, der Wind würde etwas Abhilfe schaffen, aber bei diesen Temperaturen (das Thermometer zeigte heute erstmals mehr als 50° an ,damit haben wir jetzt Temperaturschwankungen von über 80° gehabt) erfährt man keine Abkühlung mehr, alles was man bekommt ist noch mehr heiße Luft. So war der Tag von vielen Pausen gekennzeichnet, die leider keine wirkliche Linderung brachten. Auch unsere Wegfindungsschwierigkeiten hörten nicht auf. Besonders Haldwani erwies sich als wahres Höllenloch aus dem es erst nach vielen Versuchen und mit Hilfe eines Führers ein Entrinnen gab. Bezeichnenderweise durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Wir haben dann in einem ziemlich abgelegenen Waldstück gecampt, aber selbst hier gibt es in Indien keine Ruhe. Es kamen mehrere Fahrradfahrer und Viehherden vorbei. Wenigstens hat keiner von denen für längere Zeit gegafft, wie es hier sonst üblich ist. Es war auch weiterhin schrecklich heiß, so dass wir kaum schlafen konnten.
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26.04.2003 – Tag 170
Etappe 87: vor Chorgallia – hinter Mahendranagar (101,62 km)
Schnitt: 16,3 km/h
Höhenmeter: 88
Wetter: sonnig und asphaltschmelzend heiß

Heute wollten wir unbedingt noch nach Nepal hineinfahren und so haben wir uns dann besonders lange durch die Hitze gequält. Viel mehr Interessantes gab es auch nicht, oder vielleicht waren wir auch einfach nicht mehr fähig, irgend etwas außer dem brennenden Teer wahrzunehmen. Der Grenzposten war dann aber wieder recht lustig. Fahrzeuge können die Grenze scheinbar überhaupt nicht passieren und wir haben auch keine gesehen und auf der nepalesischen Seite muss man schon sehr aufpassen, nicht illegal einzureisen, da außer einem weit abgelegenen und unmarkierten Schuppen kein Posten vorhanden ist. In der Nacht haben wir noch ein seltsames Licht am Himmel gesehen, es sah so ähnlich aus wie das Positionslicht eines Flugzeuges hat sich sehr schnell bewegt, wie es kein Flugzeug kann, mit abrupten Kehrtwenden und spitzen Kurven.
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27.04.2003 – Tag 171
Etappe 88: hinter Mahendranagar – vor Muda (84,86 km)
Schnitt: 13,7 km/h
Höhenmeter: 187
Wetter: sonnig und grauenvoll heiß, nachts Gewitter

Nepal ist schon noch einmal deutlich anders als Indien: es ist noch weniger entwickelt, was sich deutlich im Verkehrsaufkommen widerspiegelt. Es gibt hier kaum Autos, und wenn doch, dann sind es Busse oder Lkws, dafür aber nochmals mehr Fahrräder. Auch sonst scheinen die Leute zu einem großen Teil zu leben, wie vor Hunderten von Jahren auch schon, in Holz- und Lehmhütten und von einfachster Landwirtschaft.
Aber sie sind alles andere als unberührt von der modernen Welt. Insbesondere der Tourismus hat seine schlimmen Auswirkungen gehabt: Sobald einen die kleinen Kinder als Westler ausmachen, lassen sie alles stehen und liegen, rennen zur Straße und schreien unablässig „Bye Bye, Bye Bye“ in der Hoffnung etwas Geld zu bekommen (manchmal grölen sie auch „Tata“? oder „give me Rupee“). Uwe glaubt zwar nicht, dass sie das machen, um Geld zu erbetteln, aber eine andere Erklärung hat er auch nicht.
Auch beim Einkaufen muss man fast noch mehr als in Indien aufpassen nicht die ganze Zeit übers Ohr gehauen zu werden.
Zu den Fahrradfahrern in diesem Teil der Welt gibt es auch noch etwas Interessantes zu bemerken: Grundsätzlich fährt man hier mit einem gemütlichen Tempo von vielleicht zehn bis fünfzehn Stundenkilometern durch die Landschaft (das Fahrrad ist beliebtes Transportmittel für Strecken bis fünf Kilometern), aber sobald wir vorbeikommen und sie überholen, müssen sie alle sofort beweisen wie toll sie sind, und dass sie schneller fahren können als wir und so legen sich dann auch 40-jährige Männer wie die Wilden in die Pedale, um uns zu überholen. Natürlich halten sie dieses Tempo nicht lange durch und fallen wieder zurück aber dann versuchen sie es gleich noch mal mit um so mehr Eifer und weniger Erfolg. Beliebt ist auch, kurz zu überholen, uns triumphierend auszulachen und dann nach wenigen Metern von der Straße zu fahren. Aber wenn sie versuchen für längere Zeit anzugeben machen sie einen hervorragenden Windschatten.
Nachts gab es noch ziemliches Chaos bei uns als wir Hals über Kopf unser Zelt aufstellten, weil unsere Biwaksäcke nicht dicht hielten.
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Wasservorrat"
Wasserverbrauch während eines halben Tages...



28.04.2003 – Tag 172
Etappe 89: vor Muda – vor Kahalpur (86,81 km)
Schnitt: 18,3 km/h
Höhenmeter: 151
Wetter: sonnig und heiß, abends leichtes Gewitter

Heute und Morgen ist Generalstreik in Nepal, um gegen die Erhöhung der Mineralölsteuer zu protestieren. Die Straße ist vollkommen leer, wir haben den ganzen Tag kein einziges Auto auf der Straße gesehen. Leider haben auch die meisten Geschäfte geschlossen, so dass wir Schwierigkeiten haben Wasser zu bekommen. Der Tag heute ist wieder so richtig schwül-heiß-zäh wie ich es nicht zu beschreiben vermag, aber die Stimmung kommt ganz gut rüber, wenn man die Dschungelepisode in Homo Faber von Max Frisch liest. Irgendwie geht das schon die ganze Zeit so und man wünscht sich nur noch schnell nach Kathmandu, aber der Weg is lang und wir kommen nicht so voran wie wir uns das vorgestellt hatten. Am Abend haben wir wieder diese seltsamen Lichter am Himmel gesehen. Wir haben uns alles Mögliche überlegt, aber einfach keine logische Erklärung dafür gefunden. Vielleicht gibt es also doch UFOs. Später haben sich die Lichter dann aber als simple Glühwürmchen herausgestellt. Daran denkt der zivilisierte Mensch aber einfach nicht mehr.
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Streik
Streik, auf Nepals größtem Highway sind nur Fahrräder unterwegs (nicht, dass sonst viel mehr losgewesen wäre)



29.04.2003 – Tag 173
Etappe 90: vor Kahalpur – Kusum (71,54 km)(ca. 130 km)
Schnitt: 16,9 km/h
Höhenmeter: 308
Wetter: bewölkt, teils heftige Regengüsse, schwül-heiß, später sonnig

Heute hat wirklich gar nichts geklappt. Zuerst hatte Uwe einen Platten und das Flicken hat im Regen ewig gedauert. Dann hatte er natürlich den Splitter im Mantel übersehen und nach fünf Kilometern noch eine Reifenpanne. Diesmal hat es wirklich geschüttet und wir mussten unsere Taschen nach Vulkanisierlösung durchsuchen, weil die erste Tube leer war. Alle anderen waren eingetrocknet. Also bin ich zum nächsten Kaff nach Ersatz suchen. Dort sagte man mir jedoch hier gäbe es nichts, nur im nächsten, 30 Kilometer entfernten Kaff. Wir entschieden uns es sei besser weil schneller, wenn Uwe dahin fährt. So musste ich dann drei Stunden mitten im Nirgendwo auf der Straße sitzen und warten. Mittlerweile ist es auch wieder verdammt heiß und schwül geworden und dementsprechend gestört war es dann auch, wiederum möchte ich auf Homo Faber verweisen. Uwe ging es aber auch nicht viel besser, aber wenigstens hatte er was zu tun. Irgendwann sind wir dann aber doch weiter gekommen allerdings nur mit halbvollem Reifen, denn die Pumpe ist kaputtgegangen.
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30.04.2003 – Tag 174
Etappe 91: Kusum – hinter Lamahi (85,61 km)
Schnitt: 15,3 km/h
Höhenmeter: 482
Wetter: sonnig, unerträglich heiß

Wieder einer von diesen dreckigen zähen Tagen, an denen man scheinbar überhaupt nicht weiterkommt. Die Landschaft und auch die Leute hier sind nämlich wirklich idyllisch, aber es ist doch auch irgendwie alles immer dasselbe, so dass man wirklich den Eindruck hat auf dem Fleck zu gehen oder vielmehr zu fahren. Und mich nimmt diese verdammte Hitze auch ganz schön mit. Aber da heißt es eben auf die Zähne zu beißen.
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01.05.2003 – Tag 175
Etappe 92: hinter Lamahi – Butwal (96,46 km)
Schnitt: 16,6 km/h
Höhenmeter: 415
Wetter: leicht bewölkt, heiß

Wieder nichts Neues in Nepal. Na ja, ein bisschen was Neues gibt es schon, es ist auch hier der Tag der Arbeit und die Maoisten scheinen irgendeine große Veranstaltung zu haben, jedenfalls karren sie massig Leute auf Bussen durch das Land, die alle Lautstark irgendwelche Parolen skandieren. Heute sind wir auch mal wieder in ein Hotel gegangen und das war auch bitter nötig, denn irgendwie sind diese Waschungen im Freien nicht so das Wahre und das Gefühl, sich nicht vor sich selbst ekeln zu müssen ist einfach essentiell. Vielleicht macht das auch das Fortkommen wieder etwas angenehmer.
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02.05.2003 – Tag 176
Etappe 93: Butwal - (57,88 km)
Schnitt: 17,4 km/h
Höhenmeter: 431
Wetter: leicht bewölkt, heiß

Den Vormittag waren wir komplett mit Erledigungen beschäftigt so das wir gerade noch gegen eins losgekommen sind. Danach ist es eigentlich bis auf einen kaputten Mantel, der uns ziemlich viel Zeit kostete, gut gelaufen auch, weil wir uns eine ganze Zeit lang erst an einen Traktor und dann an einen Laster gehängt haben. Zum Schlafen war es aber mal wieder viel zu heiß so haben wir dann noch ewig DW gehört bis unser Schweißpfützen groß genug waren, um ein brauchbares Wasserbett abzugeben.
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03.05.2003 – Tag 177
Etappe 94: - (112,51 km)
Schnitt: 17,4 km/h
Höhenmeter: 815
Wetter: Heiß, schwül

Heute lief es eigentlich den ganzen Tag über wirklich glatt obwohl das Terrain alles andere als das war und wir ziemlich viele eklige Anstiege zu überwinden hatten. Später, als wir einem Flusstal in die Berge gefolgt sind, sind dann auch die Temperaturen einigermaßen erträglich geworden. Abends haben wir dann einen wirklich genialen Zeltplatz am Strand gefunden und natürlich sofort ein erquickendes Bad genommen. Aber so was tolles hat natürlich immer auch seinen Preis und wir bezahlten mit einem dicken Kratzer in meinem Fahrrad, völlig zerrissenen und durchnäßten Karten sowie völliger Versandung unserer selbst wie unserer gesamten Ausrüstung.
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Zelt
Es war stürmisch, und die Heringe halten im Sand nicht...



04.05.2003 – Tag 178
Etappe 95: - Kathmandu (91,15 km)
Schnitt: 14,0 km/h
Höhenmeter: 1684
Wetter: Heiß, schwül, später kühler (wegen Höhe)

Heute haben wir mal wieder ein ausgesprochen leckeres einheimisches Frühstück auftreiben können und so gestärkt konnten wir dann auch diesen anstrengenden Tag gut bewältigen. Aber zunächst mal wurden wir schon wieder von Uwes Vorderrad aufgehalten. Da hatten wir in den letzten Wochen mehr Platten zu flicken als bis dahin auf der gesamten Tour, so dass das mittlerweile ganz schön auf die Nerven geht. Das Gelände war die ganze Strecke über sehr hügelig, so dass wir schon völlig erschöpft am 1000 Meter Schlußanstieg angekommen sind, aber zum Glück war gerade Mittagszeit und wir konnten eine ausgedehnte Pause mit massig Cola und Chowmein einlegen.
Der Berg hat sich dann ewig gezogen, war aber dafür die meiste Zeit nicht zu steil so das wir relativ unverkrampft zum Pass gekommen sind. Leider war es ziemlich diesig und wir konnten das tolle Panorama nicht vollständig genießen, aber es gab oben auch gerösteten Mais und nach so langer Kletterei schmeckt das wirklich nochmal so gut. Bis Kathmandu ging es dann nur noch bergab, so dass wir ausreichend Zeit und vor allem auch Kraft (Lust) hatten, uns ein anständiges Hotel zu suchen. Das zahlt sich auf längere Sicht immer aus.
Abends haben wir dann auch gleich mal die kulinarischen Extravaganzen dar Metropole angetestet. Aber zum Glück wandert bei dem hiesigen Preisniveau, selbst durch hungrige Radlermägen, nicht allzuviel Geld in die Toilette.
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Kommentare und Anregungen sind uns immer willkommen.